Bedeutung der Erinnerung für die Demokratie

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Aus der Vergangenheit lernen, heißt Zukunft gewinnen

Gesine Schwan

Was bedeutet Erinnern wirklich? Wodurch wird es gelenkt und bestimmt? Ist es das individuelle Gedächtnis des Einzelnen, das unser Bild von der Vergangenheit ausmacht? Sind es die innerhalb der Familie weitergegebenen Erinnerungen und Geschichten? Oder die Deutungen der Vergangenheit aus der Politik, dem Feuilleton und der Geschichtswissenschaft? Vor allem aber: Welche Rolle spielt die Erinnerung für das Hier und Heute, wie kann sie uns helfen, in der Gegenwart besser zu handeln, wenn wir uns die Vergangenheit vergegenwärtigen?

Ich möchte im Folgenden zeigen, dass zwischen individueller Erinnerung, professioneller Geschichtsschreibung und politischer Vergangenheitsdeutung ein Zusammenhang besteht, der es uns ermöglicht, aus der Vergangenheit zu lernen.


Die Bedeutung der Erinnerung für die Demokratie

Peter Hurrelbrink

In seinem Beitrag versucht Peter Hurrelbrink aufzuzeigen, warum die Erinnerung an unrechtsgeprägte Vergangenheiten für die jeweilige Gegenwart anhaltende Bedeutung behält.

Die erinnernde Beschäftigung mit der Vergangenheit diene der jeweiligen Gegenwart als Orientierung gebender Bezugsrahmen, in dem politische, normative und identitätsbildende Vereinbarungen stets neu getroffen und erstritten werden. Der Autor skizziert verschiedene inhaltliche Dimensionen einer umfassenden „Aufarbeitung der Vergangenheit“.

Verständigung und Aussöhnung

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Deutschlands schwieriger Weg im 20. Jahrhundert

„Von der improvisierten zur geglückten Demokratie. Deutschlands schwieriger Weg im 20. Jahrhundert.“
Edgar Wolfrum

Zum sechzigsten Jahrestags der Gründung der Bundesrepublik Deutschland referierte Prof. Dr. Edgar Wolfrum am 27. Februar 2009 in Berlin über „Von der improvisierten zur geglückten Demokratie. Deutschlands schwieriger Weg im 20. Jahrhundert“. Der Vortrag reflektiert in diesem Kontext fünf Vergleichsebenen:

  • 1919 – 1949: Verfassungen
  • 1918 / 19 – 1989: Revolutionen
  • 1939 – 1969: Krieg und Frieden
  • 1929 – 1979 – 2009: Wirtschaftskrisen
  • 1949 – 1989: Demokratie und Diktatur

Der Autor zeichnet die Entwicklung nach zwischen nationalsozialistischem Vernichtungskrieg des Deutschen Reiches hin zur jungen Bundesrepublik mit geschöntem Blick auf die eigene Vergangenheit in den 1950er Jahren und sich einer ab den 1960er Jahren herausbildenen Aussöhnungspolitik mit den Staaten im Westen und Osten Europas.

Den vollständigen Vortrag mit allen Kapiteln finden Sie hier.


Die Krankheit Nationalismus

Peter Glotz 

Prof. Dr. Peter Glotz (1939-2005) - SPD-Politiker, MdB, Publizist – skizziert in seinem 1995 veröffentlichten Essay das menschenfeindliche Wesen von Flucht und Vertreibung. Er führt aus, dass Vertreibungen seit Menschengedenken stattfinden, markiert aber auch die neuartige, bewusst eingesetzte Gewaltdimension im Vertreibungskontext des 20. Jahrhunderts.

Glotz sieht eine Ursache dieser „Exzesse“ in der im 19. Jahrhundert in Europa philosophisch hergeleiteten „Verfluchung der Vermischung“. Der Autor mahnt, Vertreibungen nicht ausschließlich als historisches Ereignis zu betrachten, denn sie sind weiterhin Teil der Gegenwart und nur bedingt versöhnungsfähig.

Dieser Essay, zuerst am 17.03.1995 in der Wochenzeitung ‚Die Zeit‘ erschienen, ist der Publikation „Gelebte Demokratie. Essays und Porträts aus drei Jahrzehnten.“ (2006) des Verlag J.H.W. Dietz Nachf. GmbH entnommen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Unterstützung.


Durfte Brandt knien? Der Kniefall und der deutsch-polnische Vertrag

Willy Brandt 1970 am Mahnmal des Warschauer Ghettos

Alexander Behrens

"Es war die politisch wegweisende Geste am Beginn eines wechselvollen Jahrzehnts. Der Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt am 7. Dezember 1970 vor dem Mahnmal des Warschauer Gettos hat damals alle Beobachter völlig überrascht, wenn nicht überwältigt. Wer sich Filmaufnahmen dieses Moments ansieht, fühlt noch heute einen leisen Schauer auf dem Rücken, wenn Brandt plötzlich auf die Knie sinkt, den Kopf aufrecht, die Hände ineinander gelegt, und auf dem nassen Stein des Monuments vor dem Gedenkkranz verharrt."

Alexander Behrens' Text führt in die Thematik und das politische und mediale Umfeld des "Warschauer Vertrages" von 1970 ein, in dessen Rahmen sich am 07. Dezember Willy Brandts historischer Kniefall ereignete. 

Der Beitrag ist der Publikation „Durfte Brandt knien? Der Kniefall in Warschau und der deutsch-polnische Vertrag. Eine Dokumentation der Meinungen.“ entnommen. Wir danken dafür herzlich dem Verlag J.H.W.Dietz Nachf. 

Diktatur 1933-45: Nationalsozialismus

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Anpassung oder Widerstand?

Gedenkrede von Willy Brandt 1983 zum 50. Jahrestag des Ermächtigungsgesetzes

Willy Brandt, erster sozialemokratischer Bundeskanzler (1969-74), erinnert in dieser Rede an das "Ermächtigungsgesetz", das im März 1933 im Berliner Reichstag zur Abstimmung stand. Es sollte die Entmachtung des Parlaments und das Außerkraftsetzen der Verfassung zur Folge haben. Die Sozialdemokraten mit Otto Wels an der Spitze stimmten dagegen, konnten es aber nicht verhindern.

Brandt reflektiert Wels' historische Rede, schildert das sich verschärfende gesellschaftliche Klima der Angst und Willkür jener Zeit. Er appelliert, "sich Standfestigkeit nicht abkaufen oder ausreden zu lassen, wo es um Grundwerte und Grundsätze geht."



"1935 flog die Gruppe meines Vaters auf..."

1935 flog die Gruppe meines Vaters auf - Erinnerungen einer Sozialdemokratin an eine glückliche Kindheit in schrecklichen Zeiten

Helga Roepert

Helga Roepert, geb. 1931, schildert ihre Kindheit und Jugend in Hamburg in der Zeit des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit. Sie wuchs in einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf und berichtet von Verfolgung des Vaters, Bombennächten, Familie und Nachbarschaft. 

Roeperts Erinnerungen zeichnen sich durch Detailgenauigkeit und durch eine klare spontane Sprache aus, aber sind ohne Sentimentalität. Die  Aufzeichnungen sind unter zwei Aspekten besonders aufschlussreich:




Geschichtsverfälschung mit Argumenten entgegentreten

Diese Übersicht zeigt, wie Sie gängigen verfälschenden Darstellungen zum Deutschen Reich 1933-45 mit fundiertem Faktenwissen begegnen können. 




Deutsche Teilung 1945/49-89 / Friedliche Revolution 1989

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Wendeherbst 1989

Wie kam es zur Gründung der Sozialdemokratie am 7. Oktober 1989 in der DDR? Was passierte in der Folge?

Der Historiker und Archivar Dr. Peter Gohle gibt Auskunft.

 

07. Oktober 1989 in Schwante - Originalaufnahmen vom Tag der SDP-Gründung im Pfarrhaus.

Ein einzigartiges zeitgeschichtliches Dokument.  

Mehr erfahren?

  • Peter Gohle: "Von der SDP-Gründung zur gesamtdeutschen SPD Die Sozialdemokratie in der DDR und die Deutsche Einheit 1989/90" (Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2014)




"Wir haben die Machtfrage gestellt" - Gründung und Entwicklung der SDP / SPD in der DDR 1989/90


Die Bildergalerie basiert auf der Ausstellung "'Wir haben die Machtfrage gestellt!' - SDP-Gründung und Friedliche Revolution 1989/90", herausgegegen von der Friedrich-Ebert-Stiftung 2009.




Die DDR - ein ganz normaler Staat?

"Die DDR darf nicht in der Rückschau zu einem kollektiven Ostseeurlaub hinter einer dekorativen Mauer verwandelt werden. Deshalb ist es wichtig, dass immer wieder an die besonderen Umstände der Existenz der DDR und des Lebens in der DDR und des Kampfes um Freiheit erinnert wird!"

(Sigmar Gabriel, SPD-Vorsitzender, beim 23. FES Bautzen-Forum, Mai 2012)

Die am 7. Oktober 1949 gegründete Deutsche Demokratische Republik (DDR) hörte am 3. Oktober 1990 - Tag der Deutschen Einheit - auf zu existieren. Sie trat an jenem Tag der am 23. Mai 1949 gegründeten freiheitlich-demokratischen Bundesrepublik Deutschland bei.

Lesen Sie Sigmar Gabriels Vortrag über die Frage, ob die DDR als "ganz normaler Staat" betrachtet werden kann, anlässlich des 23. Bautzen-Forums der Friedrich-Ebert-Stiftung (10-11.05.2012), das unter dem Motto stand: Ein ganz normaler Staat? Legendenbildung und Verharmlosung in der Rückschau auf die DDR.

Zum Text

„Weltniveau“ – Wirtschaftsentwicklung und öffentliche Kommunikation während der Ära Honecker

"Sekretariat Kombinatsdirektor"



Peter Fäßler

Aus dem Inhalt:

  • Die falschen Worte zur falschen Zeit
  • Gründe für das ökonomisch-technische Zurückfallen der DDR gegenüber den OECD-Staaten
  • Öffentliche Kommunikation wirtschaftlich-technischer Entwicklungen
  • Wäre eine geschicktere Kommunikation möglich gewesen?

Es handelt sich um die schriftliche Fassung eines Vortrages, gehalten auf dem 23. Bautzen-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung unter dem Motto: „Ein ganz normaler Staat? Legendenbildung und Verharmlosung in der Rückschau auf die DDR“ vom 10. bis 11. Mai 2012.

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Bild: M. Großmann  / www.pixelio.de





Prof. Dr. Bernd Faulenbach

"Der 17. Juni 1953 in der deutschen Geschichte"


"Der 17. Juni 1953 ist vielen, vor allem jüngeren Menschen mehr oder weniger unbekannt. Und bei den Älteren gehen die Urteile über dieses Ereignis immer noch ziemlich weit auseinander. 

Fünfzig Jahre ist das Geschehen jetzt her. Die Distanz sollte jedoch ausreichen, den 17. Juni 1953 umfassend zu würdigen, ihn in die deutsche und europäische Geschichte einzuordnen und seine Bedeutung für die Gegenwart zu bestimmen."

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Bildergalerie: 17.06.1953 - Arbeiteraufstand in der DDR



2013: 150 Jahre deutsche Sozialdemokratie

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Im Jahr 2013 wird die Sozialdemokratie in Deutschland 150 Jahre alt. Die Friedrich-Ebert-Stiftung würdigt dieses Ereignis und hat unter anderem zu diesem Anlass eine deutschlandweit präsentierte Wandelausstellung erstellt, ein interaktives Portal und ein Lesebuch zur Geschichte der Sozialdemokratie eingerichtet. 

Erfahren Sie mehr darüber auf dieser Seite.

 

Die FES Wanderaustellung "150 Jahre deutsche Sozialdemokratie"

Über die Ausstellung: 





Lesebuch Geschichte der sozialen Demokratie

Mehr Info & Bestellung

Interaktives Internetportal zur Geschichte der Sozialdemokratie



 

 

"Wir haben die Machtfrage gestellt" - Gründung und Entwicklung der SDP / SPD in der DDR 1989/90

 

 

"In Auschwitz wurde niemand vergast" - Geschichtsfälschung entgegentreten

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"In Auschwitz wurde niemand vergast"

Holocaust-Mahnmal, Berlin

An dieser Stelle präsentieren wir Themenbereiche, die mit der Verharmlosung und Verklärung des Nationalsozialismus immer wieder in einen Zusammenhang gebracht werden.

Informieren Sie sich, wie Sie folgende Aussagen entkräften können:


Die Reihe wird demnächst fortgesetzt.

Weiterführende Informationen finden Sie in Markus Tiedemanns Buch "In Auschwitz wurde niemand vergast. 60 rechtsradikale Lügen und wie man sie widerlegt." © Verlag an der Ruhr


Geschichtsverfälschung mit Argumenten entgegentreten

Diese Übersicht zeigt, wie Sie gängigen verfälschenden Darstellungen zum Deutschen Reich 1933-45 mit fundiertem Faktenwissen begegnen können.