Die DDR - ein ganz normaler Staat?

Über Wirklichkeit und Legendenbildung, den 1953er Volksaufstand, die Gründung der Sozialdemokratischen Partei und missglückte Wirtschaftspolitik




Infographiken

© Pitopia, hajobol, 2009


Die DDR - ein ganz normaler Staat?

"Die DDR darf nicht in der Rückschau zu einem kollektiven Ostseeurlaub hinter einer dekorativen Mauer verwandelt werden.

Deshalb ist es wichtig, dass immer wieder an die besonderen Umstände der Existenz der DDR und des Lebens in der DDR und des Kampfes um Freiheit erinnert wird!"


Diktatur DDR!

"Nein, die DDR war von Beginn an eine Diktatur! Sie war Frontstaat des kommunistischen Systems, das sich selbst im Wettbewerb mit dem kapitalistischen Klassenfeind sah. Sie war ein historisches Produkt des Kalten Krieges. Und ihre Machthaber unterdrückten Menschen und ihre Rechte! (...)

Allen, die da in den frühen Jahren der Deutschen Demokratischen Republik vielleicht Illusionen hatten, musste spätestens der 17. Juni 1953 ein für alle Mal die Augen öffnen."

(Sigmar Gabriel, SPD-Vorsitzender, beim 23. FES Bautzen-Forum, Mai 2012)

Die am 7. Oktober 1949 gegründete Deutsche Demokratische Republik (DDR) hörte am 3. Oktober 1990 - Tag der Deutschen Einheit - auf zu existieren. Sie trat an jenem Tag der am 23. Mai 1949 gegründeten freiheitlich-demokratischen Bundesrepublik Deutschland bei.

Ein Beitrag von S. Gabriel zur Frage, ob die DDR als "ganz normaler Staat" betrachtet werden kann. Anlässlich des 23. Bautzen-Forums der Friedrich-Ebert-Stiftung (10.-11.05.2012), das unter dem Motto stand: Ein ganz normaler Staat? Legendenbildung und Verharmlosung in der Rückschau auf die DDR.

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Volksaufstand in der DDR - Der 17. Juni 1953 in der deutschen Geschichte


Prof. Dr. Bernd Faulenbach (2003):

"Der 17. Juni 1953 ist vielen, vor allem jüngeren Menschen mehr oder weniger unbekannt. Und bei den Älteren gehen die Urteile über dieses Ereignis immer noch ziemlich weit auseinander. Fünfzig Jahre ist das Geschehen jetzt her. Die Distanz sollte jedoch ausreichen, den 17. Juni 1953 umfassend zu würdigen, ihn in die deutsche und europäische Geschichte einzuordnen und seine Bedeutung für die Gegenwart zu bestimmen."

"Das eigentliche revolutionäre Geschehen war zeitlich gesehen kurz, auch wenn keineswegs die Proteste am 18. Juni schon überall zu Ende waren. Das Geschehen setzte am 16. Juni ein. Am Anfang stand die Arbeitsniederlegung der Bauarbeiter an der Stalinallee, einer Baustelle, an der ein ausgesprochenes Prestigeobjekt des neuen Systems hochgezogen wurde. Darüber war im RIAS berichtet worden.

Am nächsten Tag, an dessen Morgen der Berliner DGB-Vorsitzende Scharnowski zur Unterstützung der Streikenden aufgerufen hatte, kam es jedoch zu Aufständen in zahlreichen Städten der DDR (Sascha-Ilko Kowalczuk geht inzwischen von Aktionen in ca. 700 Orten aus).

Gerhard Beier hat die Ansicht vertreten, dass sich innerhalb eines Tages eine revolutionäre Energie wie kaum sonst in der Geschichte entladen habe: „Der schlagartige, flächendeckende, massenhafte Aufstand dürfte in dieser Form und mit dieser spontanen Wucht einmalig sein.“ Weder der Matrosenaufstand in Kiel 1918 noch die Berliner Kämpfe vom 18./19. März 1848 hätten in so kurzer Zeit eine vergleichbare Intensität entwickelt."


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Überblick von Aufständen / Aufruhr im Kontext des DDR-Volksaufstands 1953, Bild: Haus der Geschichte


Wendeherbst 1989 - Die Gründung der Sozialdemokratie in der DDR

Wie kam es zur Gründung der Sozialdemokratie, der Sozialdemokratischen Partei (SDP), in der DDR?

Die SDP wurde am 7. Oktober 1989 in Schwante bei Berlin gegründet. Ein symbolträchtiges Datum, denn es ist der Tag der Gründung der DDR (7. Okt. 1949). Welche Entwicklungen im Vorfeld sind wichtig? Und was passierte in der Folge?

Der Historiker und Archivar Dr. Peter Gohle gibt im Videointerview und in der Textpassage "Der Weg nach Schwante" Auskunft.


  • Peter Gohle: "Von der SDP-Gründung zur gesamtdeutschen SPD Die Sozialdemokratie in der DDR und die Deutsche Einheit 1989/90" (Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2014)

 

 




„Weltniveau“ – Wirtschaftsentwicklung und öffentliche Kommunikation während der Ära Honecker

 Ein Text von Peter Fäßler

  • Die falschen Worte zur falschen Zeit

  • Gründe für das ökonomisch-technische Zurückfallen der DDR gegenüber den OECD-Staaten

  • Öffentliche Kommunikation wirtschaftlich-technischer Entwicklungen

  • Wäre eine geschicktere Kommunikation möglich gewesen?


Es handelt sich um die schriftliche Fassung eines Vortrages, gehalten auf dem 23. Bautzen-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung unter dem Motto: „Ein ganz normaler Staat? Legendenbildung und Verharmlosung in der Rückschau auf die DDR“ vom 10. bis 11. Mai 2012.



"Letztlich erwies sich das im Jahre 1977 auf den Weg gebrachte mikroelektronische Forschungs- und Entwicklungsprogramm der DDR als eine über 14 Mrd. Mark teure Sackgasse. Es schloss nicht, wie erhofft, die technische Lücke zu den globalen Branchenführern, blockierte aber dringend erforderliche Investitionen in anderen Industriezweigen.

Verfallene Fabrikgebäude, verschlissene Produktionsanlagen sowie marode Straßen- , Schienen- und Telefonnetze bildeten gewissermaßen die Kehrseite dieses finanziellen Kraftaktes."