Willy Brandt 1970 am Mahnmal des Warschauer Ghettos; Bild: Bundesbildstelle
Alexander Behrens
"Es war die politisch wegweisende Geste am Beginn eines wechselvollen Jahrzehnts. Der Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt am 7. Dezember 1970 vor dem Mahnmal des Warschauer Gettos hat damals alle Beobachter völlig überrascht, wenn nicht überwältigt. Wer sich Filmaufnahmen dieses Moments ansieht, fühlt noch heute einen leisen Schauer auf dem Rücken, wenn Brandt plötzlich auf die Knie sinkt, den Kopf aufrecht, die Hände ineinander gelegt, und auf dem nassen Stein des Monuments vor dem Gedenkkranz verharrt."
Alexander Behrens' Text führt in die Thematik und das politische und mediale Umfeld des "Warschauer Vertrages" von 1970 ein, in dessen Rahmen sich am 07. Dezember Willy Brandts historischer Kniefall ereignete.
„Von der improvisierten zur geglückten Demokratie. Deutschlands schwieriger Weg im 20. Jahrhundert.“
Edgar Wolfrum
Zum sechzigsten Jahrestags der Gründung der Bundesrepublik Deutschland referierte Prof. Dr. Edgar Wolfrum am 27. Februar 2009 in Berlin über „Von der improvisierten zur geglückten Demokratie. Deutschlands schwieriger Weg im 20. Jahrhundert“. Der Vortrag reflektiert in diesem Kontext fünf Vergleichsebenen:
Der Autor zeichnet die Entwicklung nach zwischen nationalsozialistischem Vernichtungskrieg des Deutschen Reiches hin zur jungen Bundesrepublik mit geschöntem Blick auf die eigene Vergangenheit in den 1950er Jahren und sich einer ab den 1960er Jahren herausbildenen Aussöhnungspolitik mit den Staaten im Westen und Osten Europas.
Den vollständigen Vortrag mit allen Kapiteln finden Sie hier.
„Ein Deutscher, der um 1900 geboren wurde, konnte, wenn ihm ein langes Leben beschieden war, Erfahrungen machen mit fünf Deutschlands (...) – eine Untergangshäufigkeit innerhalb kürzester Zeit, die einmalig ist in der ganzen Weltgeschichte:
Peter Glotz / J.H. Darchinger/FES
Peter Glotz
Prof. Dr. Peter Glotz (1939-2005) - SPD-Politiker, MdB, Publizist – skizziert in seinem 1995 veröffentlichten Essay das menschenfeindliche Wesen von Flucht und Vertreibung. Er führt aus, dass Vertreibungen seit Menschengedenken stattfinden, markiert aber auch die neuartige, bewusst eingesetzte Gewaltdimension im Vertreibungskontext des 20. Jahrhunderts.
Glotz sieht eine Ursache dieser „Exzesse“ in der im 19. Jahrhundert in Europa philosophisch hergeleiteten „Verfluchung der Vermischung“. Der Autor mahnt, Vertreibungen nicht ausschließlich als historisches Ereignis zu betrachten, denn sie sind weiterhin Teil der Gegenwart und nur bedingt versöhnungsfähig.