Was bedeutet Erinnern wirklich? Wodurch wird es gelenkt und bestimmt? Ist es das individuelle Gedächtnis des Einzelnen, das unser Bild von der Vergangenheit ausmacht? Sind es die innerhalb der Familie weitergegebenen Erinnerungen und Geschichten? Oder die Deutungen der Vergangenheit aus der Politik, dem Feuilleton und der Geschichtswissenschaft? Vor allem aber: Welche Rolle spielt die Erinnerung für das Hier und Heute, wie kann sie uns helfen, in der Gegenwart besser zu handeln, wenn wir uns die Vergangenheit vergegenwärtigen?
Ich möchte im Folgenden zeigen, dass zwischen individueller Erinnerung, professioneller Geschichtsschreibung und politischer Vergangenheitsdeutung ein Zusammenhang besteht, der es uns ermöglicht, aus der Vergangenheit zu lernen.
Ein Text von Peter Hurrelbrink
In seinem Beitrag versucht Peter Hurrelbrink aufzuzeigen, warum die Erinnerung an unrechtsgeprägte Vergangenheiten für die jeweilige Gegenwart anhaltende Bedeutung behält.
Die erinnernde Beschäftigung mit der Vergangenheit diene der jeweiligen Gegenwart als Orientierung gebender Bezugsrahmen, in dem politische, normative und identitätsbildende Vereinbarungen stets neu getroffen und erstritten werden. Der Autor skizziert verschiedene inhaltliche Dimensionen einer umfassenden „Aufarbeitung der Vergangenheit“.