Strukturwandel im Globalisierungsprozess

Soeben veröffentlichte die FES OnlineAkademie eine aktualisierte Fassung des Artikels "Globalisierung und transnationale Konflikte - Frieden aus einer Global-Governance-Perspektive" der Augsburger Politikwissenschaftler Professor Christoph Weller und Richard Bösch.

In einem Kapitel wird der Strukturwandel im Globalisierungsprozess im Kontext internationaler Beziehungen beschrieben. Die Autoren sehen dabei vier typische Strukturelemente:

  • Wirtschaft,
  • Kommunikation,
  • internationale Politik und
  • Wertvorstellungen. 

Dieser Wissenssnack stellt Entwicklungen und Merkmale dieser vier Ebenen kurz vor.

Überblick

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Weltwirtschaft

Im Vordergrund der Betrachtungen stehen zunächst die Strukturen der Weltwirtschaft, deren Liberalisierung – als Folge politischer Entscheidungen – zu einem massiven Anstieg des grenzüberschreitenden Güter-, Finanz- und Dienstleistungsverkehrs geführt hat.

Diese Entwicklungen gehen einher mit einem technologischen Wandel bei den Kommunikations- und Transportmöglichkeiten. Die weltweite Vernetzung durch das Internet und die Verbilligung des Flugverkehrs haben teilweise erst die Voraussetzungen für eine globalisierte Wirtschaft geschaffen.

Zugleich beschleunigt die entgrenzte Wirtschaft den globalen Daten- und Informationsverkehr.

Kommunikation

Als zweites wichtiges Strukturelement gewandelter internationaler Beziehungen haben sich die gesellschaftlichen Kommunikations- und Austauschstrukturen entgrenzt und tendenziell globalisiert.

Einerseits ermöglichen nahezu uneingeschränkte Auslandsreisen und die Nutzung der globalen Informationsressource Internet direkte und virtuelle Kontakte mit Menschen, die in unterschiedlichen sozioökonomischen, kulturellen und politischen Zusammenhängen leben – und damit individuelle Erfahrungen mit dem Globalisierungsprozess.

Andererseits werden durch die technologisch induzierte, zunehmende Dichte von Kommunikations-beziehungen, die in ihrer Reichweite potenziell und aktuell einen globalen Horizont aufweisen, die Formen der Kommunikation selbst global verbreitet und angeglichen, wodurch sich einander annähernde Kommunikations- und Konsummuster herausbilden (z.B. sichtbar am Erfolg sozialer Netzwerke wie facebook oder twitter).

Internationale Politik

Ein drittes Element des beschriebenen Strukturwandels zeigt sich in der internationalen Politik. Zum Teil hat die eigendynamische Entwicklung der Weltwirtschaft, forciert durch politische Entscheidungen zum Abbau von Handelsbeschränkungen und zur Deregulierung der Wirtschaft („Liberalisierung“) wichtige Voraussetzungen für die Dynamik der Globalisierung geschaffen. Teilweise ist die Internationalisierung von Politik aber auch zu verstehen als Reaktion auf globale politische Herausforderungen, die sich im Zuge der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Globalisierung verstärkt haben (z.B. Umweltzerstörung, Migration, Klimawandel, Ressourcenbedarfe, Konflikte und Kriege etc.).

Die anhaltende Transnationalisierung nahezu aller Politikfelder – von der Agrar- über die Bildungs-, Gesundheits- und Verkehrs- bis hin zu Energie und Sicherheitspolitik – bringt somit eine (neue) Struktur der Außen- und internationalen Politik hervor, in der klassische Macht- und Interessenspolitik von Staaten de facto unter verstärkter Einflussnahme nichtstaatlicher Akteure steht und nicht unabhängig von internationalen Normen und Institutionen betrieben werden kann.

Normen

In diesem Zusammenhang lässt sich als viertes Strukturelement des Globalisierungsprozesses ein Bedeutungszuwachs internationaler bzw. weltgesellschaftlicher Normen und Wertvorstellungen beobachten.

Sie werden einerseits von internationalen Institutionen repräsentiert (z.B. VN-Charta, Umweltregime etc.), teilweise aber auch in weltgesellschaftlichen Kommunikationszusammenhängen einer „Weltkultur“ etabliert und fortentwickelt, sodass sie einen normativen Bezugspunkt für staatliche wie gesellschaftliche Aktivitäten in der internationalen Politik bilden.

Das bedeutet freilich nicht, dass sich Staaten und transnationale Akteure konsequent an internationale Normen halten und in ihrem Handeln immer an „transnationalen Werten“ orientieren.

Lesen Sie hier das vollständige Kapitel "Strukturwandel im Globalisierungsprozess" (S. 3 bis 7) bzw. den vollständigen Text "Globalisierung und transnationale Konflikte - Frieden aus einer Global-Governance-Perspektive".

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